Funktionsreserve der Eierstöcke
Die Funktion des Eierstocks besteht vor allem darin, viele Tausende von Eibläschen , die so genannten Follikel, zu tragen. Diese Follikel sind bereits von der Natur angelegt worden, als die Frau noch ein Embryo im Mutterleib war. Ein Follikel umhüllt jeweils eine Eizelle. Man schätzt, dass die Eierstöcke eines Mädchens mit Eintritt in die Pubertät ca. 300.000 bis 400.000 Follikel beherbergen. Weiterhin geht man davon aus, dass im weiteren Lebensabschnitt der Frau (fortpflanzungsfähige Phase) pro Menstruationszyklus etwa 1000 Follikel zugrunde gehen. Das bedeutet, dass die Eierstöcke etwa mit dem 50. Lebensjahr einer Frau die meisten Follikel verloren haben; denn neue Follikel können nicht mehr gebildet werden! Da in den Follikelwänden die Produktion der weiblichen Hormone (Östradiol und Progesteron) stattfindet, kommt es mit dem natürlichen, altersabhängigen Verlust an Follikeln auch zu Verminderung der weiblichen Hormone im Körper. Wenn eine bestimmte Zahl an noch bestehenden Follikeln unterschritten wird, kann sich dieser Funktionszustand in Symptomen der Wechseljahre (Klimakterium) ausdrücken. Gleichzeitig geht auch der Vorrat an Eizellen verloren. Beides zusammen - Verlust an Follikeln mit ihren Eizellen - führt dazu, dass parallel zum Auftreten des Klimakteriums die Fortpflanzungsfähigkeit der Frau mit zunehmendem Alter (ca. ab dem 36. LJ.) abnimmt.
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Quelle: de Bruin J et al., Preservation of Fertility 2004; 3
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Zusätzliche Hormonuntersuchungen im Blut (FSH* und LH*: Hormone der Hirnanhangsdrüse; Anti-Müller-Hormon – AMH: Gewebshormon aus den Follikeln ) unterstützen die sonografische Untersuchung der Eierstöcke. Ein Anstieg des FSH bzw. ein Abfall des AMH geht mit einer Verkleinerung der Eierstöcke und Abnahme der Follikel einher und deuten damit auf eine verminderte Funktionsreserve der Eierstöcke hin. Diese Untersuchungen (Ultraschall und Hormananalyse im Blut) werden am besten am Anfang des Zyklus (zwischen dem 3. und 6. Zyklustag ) durchgeführt; zu diesem Zeitpunkt befinden sich die Eierstöcke in einer relativen Funktionsruhe und sind daher am besten zu beurteilen.
Eine isolierte Untersuchung der Funktionsreserve der Eierstöcke als "Fruchtbarkeitscheck" macht in der Praxis aber wenig Sinn, da zur Beurteilung der Fruchtbarkeit noch weitere Faktoren, zum Beispiel die Funktion von Eileiter und Gebärmutter und natürlich auch die Qualität der Samenzellen mitberücksichtigt werden müssen. Daher führen wir eine Beurteilung der Eierstocksreserve nur im Rahmen einer Beratung bei unerfülltem Kinderwunsch durch.